28. PB-Schau in Verden: Let us entertain you
Verden (hannoveraner-pb). Weltmeister, Bundeschampions und Seelöwen: Die Macher der Hannoveraner Privathengstshow hatten 2018 wieder ein ganz spezielles Paket für ihre Zuschauer geschnürt. Vier Stunden volle Hengstpower, garniert mit exklusiven Showgästen und Prominenten-Interviews. Das größte Lob gab es von den Gästen selbst: Sie blieben, bis der letzte Hengst die Niedersachsenhalle verlassen hatte und gaben ihm Standing Ovations mit auf den Heimweg.
„Ich muss den Hengst live sehen – und er muss mir gefallen“. Diesem Rat von Dressurpferdezüchter Herbert Kruse im Vorwort der aktuellen Ausgabe von „Der Hannoveraner“ sind die Zucht- und Sportinteressierten am 3. Februar in Verden gefolgt. In Zeiten von Livestreaming und Social Media mutet es fast schon „old fashioned“ an, sich bei winterlichen Temperaturen ins Auto zu setzen und den halben Samstag mit anderen „Pferdeverrückten“ 55 Hengste in Augenschein zu nehmen und darüber zu diskutieren, wie man am besten Top-Dressurpferde züchtet. Die Fachdiskussion mit Burkhard Wahler und Ton de Ridder zu diesem Thema sorgte für großes Interesse im Vorfeld der Schau.
Ehrlichkeit und Transparenz
Der Verein der Hannoveraner Privathengsthalter hält „Stillstand für Rückstand“ und feilt jedes Jahr daran, das Gesamtkonzept der Show immer weiter zu optimieren. Das fängt an bei einem hochmotivierten Team hinter den Kulissen, das an vielen kleinen Stellschrauben dreht, um den Gästen ein rundes „Entertainment-Paket“ zu bieten – von der Musikauswahl, über das Licht und Chronologie der Schau. „Wenn die Leute zwischendurch zweimal Bratwurst holen, dann aber wieder auf ihren Platz zurückkehren, haben wir alles richtig gemacht“, so der Vorsitzende des Vereins und Orga-Chef, Norbert Bramlage, der sich jedes Jahr vornimmt, den Züchtern eine ehrliche und transparente Schau zu bieten. „Bei uns dürfen die Leute den Hengst im Stall, beim Abreiten und in der Schau sehen, um sich letztendlich ein eigenes Bild zu dessen In- und Exterieur sowie der Leistungsbereitschaft zu machen“, unterstreicht auch Geschäftsführer Burchard Schröder die gewollte Transparenz der PB-Schau.
Und er ist auch zufrieden, diese Jahr das erste Mal den Ticketverkauf extern vergeben zu haben: „Der ganze Ablauf im Vorfeld war ruhiger und zuschauerfreundlicher, so dass wir kein Gedränge am Ticketcounter hatten. Insgesamt sehe ich eine Schau dieser Größenordnung und mit dieser positiven Zuschauerresonanz, die die Marke „Hannoveraner“ nach außen transportiert als absolute Win-Win-Situation für die Züchter, Zuschauer und den Hannoveraner Verband.“ Und wenn sich in der Vorbereitungshalle auf der Tribüne Multi-Olympionikin Isabell Werth, Disziplin-Bundestrainer Jonny Hilberath und Spitzenausbilder Ton de Ridder während der Schau ein Stelldichein geben, hat das Hengstportfolio sowohl für den ambitionierten Züchter als auch für den Sportprofi wohl einiges zu bieten. Kein leichtes Unterfangen übrigens, die Züchter aus den vollen Stallgassen rechtzeitig auf ihren Sitzplatz zu Showbeginn zu lotsen. Zu gern verweilt man noch beim „Klönschnack“ oder bei „seinem“ Wunschhengst vor der Box – denn das „auf Tuchfühlung gehen“, wird hier beim Wort genommen.
Die Hengste der Vereinsmitglieder und ausgewählte Gasthengste gaben dem Publikum mit auf die Minute genau durchchoreographierten Auftritten während des vierstündigen „Hengst-Marathons“ trotzdem ein Gefühl von Kurzweiligkeit. Die Moderatoren Jan Tönjes und Bernd Hickert kommunizierten die „Basics“ zu den jeweiligen Hengstpaaren anschaulich und auf den Punkt. Die Zuschauer haben sich an diese Form der Doppel-Präsentation gewöhnt und können so ihren Blick schulen, wenn sie die Hengste im direkten Vergleich vor Augen haben. Nach Alter, Ausbildungsstand, Station oder Abstammung zusammengestellt, ergaben sich stimmige atmosphärisch dichte Bilder, die mit viel Applaus honoriert wurden. Für spannende „Breaks“ sorgten internationale Showgäste wie der britische Seelöwen-Dompteur, der seine beiden tierischen Freunde im Oldtimer zu Blues Brother-Songs in die Halle chauffierte. Während die Hindernisse aufgebaut wurden, standen Matthias Alexander Rath und Ton de Ridder Rede und Antwort in kurzen Interviews rund um Zucht und Sport.
Weltmeyer- und Stakkato-Preis
Die Züchter der besten Hengste aus den Stations- und Sportprüfungen wurden vom Hannoveraner Verband zum siebenten Mal mit dem Weltmeyer- und Stakkato-Preis ausgezeichnet. Entgegennehmen durften den Weltmeyer-Preis (Dressurpferde) die Züchter von Falihandro v. Fürstenball (Madonna Hedberg), der auf dem Ferienhof Stücker deckt, Bon Coeur v. Benetton Dream (Birgit Tietjen) vom Gestüt W.M. sowie Don Martillo v. Don Juan de Hus (Axel Windeler), der auf Gut Lonken stationiert ist. Der Stakkato-Preis 2018 ging an die Springhengste Argento Vivo v. Armitage (Norbert Bramlage, Hof Bramlage), Viscerado v. Viscount (Heinrich Hacke, Landgestüt Celle) sowie Chacfly v. Chacco-Blue (Gesüt Lewitz), der bei Paul Schockemöhle deckt.
Qualität in der Breite
Insbesondere die Springhengste präsentierten sich hervorragend mit deutlichen Höhepunkten. Man könnte auch sagen: Hannover lebt im Springbereich mit tollen Talenten im Parcours. Der Mix aus Newcomern und bewährten Vererbern zog beim Publikum. „Wir haben in der Breite der Qualität noch zugelegt und freuen uns über neue Stationen wie Letter Berg, Gestüt Schafhof, Bonhomme und Nymphenburg“, so die Veranstalter.
Die Latte hoch legte schon gleich der erste Hengst im stimmungsvollen Spot. Der bis Grand-Prix geförderte zwölfjährige Florestan I-Londonderry Sohn Florentinus (Gestüt Letter Berg), vorgestellt von Jennifer Hoffmann, überzeugte mit viel Charme und Ausdruck. Der Funken war gezündet und verglühte während des ganzen Abends nicht mehr. „Wir haben nicht nur einen Favoriten gefunden, der uns begeisterte, sondern gleich mehrere Hengste auf der Wunschliste“, so drei Züchterinnen, die das Geschehen wie immer bis zu Schluss verfolgten. Gefeiert wurden aber nicht nur Hengste, die bereits in aller Munde sind wie Weltmeister Don Martillo (Gut Lonken), Bundeschampion Destacado (Gestüt Schafhof), sondern auch die, die noch ganz am Anfang ihrer Zuchtkarriere stehen wie die gefühlvoll präsentierten dreijährigen Hengste. Eine Ahnung, was da an Potenzial schlummert, gab zum Beispiel Isterberg v. Instertanz-Belissimo M (Gestüt Letter Berg). Einen schöneren Schlusspunkt als der Auftritt des westfälischen Gasthengstes Escolar von Estobar NRW-Fürst Piccolo, der – O-Ton Moderator Jan Tönjes „nicht alle Dressurstuten in Deutschland decken kann“ konnte man sich nicht wünschen. Reitmeister Hubertus Schmidt zelebrierte seinen Auftritt mit dem neunjährigen Bewegungswunder sichtlich. Zu AC/DC’s Hells Bells ritt das Paar ganz cool im Schritt in die Niedersachsenhalle ein und zog dann alle Register in einer Kurz-Kür vom Feinsten, um schließlich aus dem starken Galopp auf der Schlussgeraden wie am Bindfaden exakt auf den Punkt wieder durchzuparieren und aus dem Lichtkegel die Showbühne im Schritt am langen Zügel zu verlassen. Besser geht’s nicht.
Infos: www.hannoveraner-pb.de
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